Allgemeines: Die frühere Landgemeinde Seelitz liegt im Norden des Kreises Rummelsburg, etwa 3,5
km südöstlich von Hammermühle. Sie war umgeben von den Landgemeinden Varzin im
Westen, Woblanse im Norden, Brünnow im Osten und Beßwitz im Süden. Mit der Bahn erreichte man Seelitz über den Bahnhof Kampmühle (südlich von
Hammermühle).Von hier aus waren es nur 1,5 km mit dem Fuhrwerk zur Ortsmitte.
Von Woblanse führt ein 3,5 km langer Landweg nach Seelitz. Der Gutshof war ein Vorwerk des Varziner Gutes, das den Nachkommen des Reichskanzlers v.
Bismarck gehörte. Letzter deutscher Bürgermeister war Hermann Neumann. Auf dem
Gut in Seelitz gab es eine Pferde- und eine
Schweinezucht. Der letzte Förster hieß Kanz. Die
einzige Gaststätte, mit Saal und mit einer Kolonialwarenhandlung betrieb Hugo
Nimz, es gab einen Schuhmacher (Hopp) und einen Schmied (Pagel). Die Schule
hatte 2 Klassen, letzter Lehrer war Österle. Seelitz war zum ev. Kirchspiel Bartin zugehörig Der
Friedhof lag am Weg nach Woblanse. Heute steht dort
nur noch ein Grabstein (Bild siehe unten). Es gab einen offenen Brunnen und
etwa 10 Handpumpen.. Um 1930 wurde Seelitz
an den elektrischen Strom angeschlossen, es wurde eine Leitung von Fuchsmühle
an der Wipper gezogen. Es gab einen Gesangsverein. Das
alte Schulhaus ist erhalten geblieben (siehe Foto)..
Wohnplätze: Seelitz, Nackelhof, Seelitzer Mühle
Lage: Auf der topographischen Karte 1:25.000 Blatt Nr. 1767
Übersicht über Seelitz
Ausschnitt aus dem Meßtischblatt 1:25.000 Nr. 1767
Varzin
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie
Einwohner 1939: Zahl der Haushaltungen: 67 (21 davon konnten
namentlich nachgewiesen werden)
Gesamtbevölkerung: 371
poln. Ortsname: Zelice
Verwaltungseinteilung:
Kreis: Rummelsburg
Regierungsbezirk: Köslin
Amtsgericht: Schlawe
Amtsbezirk: Varzin
Standesamt: Bartin
Schule: Seelitz
Kirchspiel: Bartin
Geschichtliches: Das Dorf wurde in der späten Kolonialzeit gegründet und besaß ursprünglich keine eigene Feldmark, sondern wurde von Woblanse abgezweigt. Bereits im Jahre 1590 ist eine Mühle nachgewiesen. Auch nach der Gründung blieb es ein Bestrandteil des Woblanser Besitzes. Ernst August von Massow verkaufte es 1824 an Karl von Below auf Gatz. Dessen Sohn verkaufte es 1853 an Schulz, dieser 1899 an Graf Otto von Bismarck-Schönhausen, in dessen Familie es bis 1945 blieb. Im Jahre 1838 werden im Dorf zwei Siedlungsstellen beschrieben: westlich „der Hof“ (Rittergut und Arbeiterhäuser) und östlich „Das Oberdorf“, wo wohl die Bauern siedelten. Bei der Gemeindereform 1928 wurde daraus die Landgemeinde Seelitz. Im Zweiten Weltkrieg wurden zwei Wohnhäuser zerstört. Die alte Schule ist stehengeblieben.
Gut:
Im Jahre 1870 ist für Seelitz „Graf v. Bismarck“
als Besitzer verzeichnet. (s. Literaturverzeichnis Nr.2). Gesamte Größe des
Gutes: 4549 Morgen, davon 2214 Morgen Acker, 210 Morgen Wiese, 74 Morgen
Hütung, 1973 Morgen Wald und 78 Morgen
Wasser.
Im Jahre 1939 wird Seelitz als Teil des
Gesamtbesitzes der Güter des Graf Nikolaus von Bismarck (Varzin) verzeichnet
(s. Literaturverzeichnis Nr. 3). Gesamte Größe des Teilgutes Seelitz: 1023 ha, davon 123 ha Acker, 17 ha Wiese, 5 ha
Weiden, 809 ha Holzungen, 69 ha Unland mit Hofraum und Wegen und 0 ha Wasser.
Pächter sämtlicher Güter im Kreis Rummelsburg (Varzin Rittergut, Misdow A Wald,
Puddiger Forst und Rittergut, Seelitz
Rittergut und Chorow Rittergut) war Diplomlandwirt
Graf von Medem, Verwalter Oberinspektor Lemke. Als
Viehbestand werden 13 Pferde und 123 Schweine aufgelistet, also keine
Rinder.
Einwohner:
Die Familien können nur lückenhaft aufgezählt werden, wobei sich Horst Nimz an
die folgenden Familien erinnert: Wilhelm Berg, Gustav Döring, Friedrich Horn,
Emil Longere, Hugo Nimz, Hermann Neumann, Willi Machan, Karl Hoffmeister, Richard Villwock,
Artur Schneidermesser, Paul Vietzke, Ernst Griep,
Albert Hopp (Schuhmacher), Gustav Höft, Karl Neumann und Anna Mielke. Hinzu
kommen Förster Kanz, Schmidt Pagel, Lehrer Österle,
Weitere Einwohner: Marie Kunde (heiratete einen Witzke) mit Sohn Georg, Die
Familie lebte am Ortsausgang im sog. „Vierpott“. Otto
und Minna Daß geb. Barz mit den Kindern Gerda
(*1920), Franz (*1924), Lisbeth (*1927) und Else (*1930). Otto Daß arbeitete auf dem Gut.
In der Mitte: 5 Lehrlinge der Ausbildung zum Schweizer
auf dem Gut Seelitz, da. 1935/1936
In der Mitte mit Hund auf dem Arm: Georg Kunde, alle anderen unbekannt.
Foto erhalten von Dietrich Kunde
Gefallene:
Im 2. Weltkrieg sind lt. Horst Nimz gefallen: Georg Vietzke, Emil Longere, Paul Radiske, Erich
Döring, Gerd Neumann, Withold Neumann, Theodor Neumann, Willi Raguse, Hans Raguse, Wilhelm Geffke, Willi Stach und Erich Filehr.
Kirchenbücher und Standesamtsunterlagen:
Kirchenbücher: siehe Bartin
Verbleib: unbekannt
Personenstandsregister: siehe Bartin
Geburten 1874-1899 --> Staatsarchiv Stolp,
Geburten 1900-1914, 1922-1936, 1938-1941, 1945 --> Standesamt Rummelsburg,
Trauungen 1875-1896 --> Staatsarchiv Stolp,
Trauungen 1903-1910, 1912-1920, 1922-1938 --> Standesamt Rummelsburg,
Sterbefälle 1875-1893, 1895-1899 --> Staatsarchiv Stolp,
Sterbefälle 1900-1912, 1921-1945 --> Standesamt Rummelsburg.
Mikroverfilmungen:
FHL INTL Film 1201406 Items 1-3 --> Standesamt Bartin. Geburten
1874-1877, Trauungen 1875
FHL INTL Film 1634030 Item 10 --> Standesamt Bartin, Sterbefälle 1875-1879
FHL INTL Film 1634031 Items 1-3 --> Standesamt Bartin: Sterbefälle 1879-1880,
Geburten 1878-1884
Gewässer:
Im Westen bildet die Wipper die Grenze zwischen den beiden Landgemeinden Varzin
und Seelitz. Ein Bach, der sich aus zwei Armen bildet
die sich westlich des Gutsgeländes vereinigen, fließt nach Norden und mündet
nach 1,5 km in den
Woblanser See. Der namenlose Bach, nennen wir ihn
einfach Seelitzer Bach, trieb die Seelitzer
Mühle an. Die größten See auf Gemeindegrund sind der Nackelsee
im Südosten und der Krebs-See im Süden des Dorfes. Daneben gibt es noch einige
kleinere Seen im Osten der Kleine See, der Mittelste
See und der Hinterste See. Im Südwesten gibt es noch den winzigen Schwarzen
See.
Berge und Geografie:
Im Westen des Dorfes der Flachs-Berg, der Lange Berg, der Schäfer-Berg und
der Henne-Berg. Letzteren umfliesst von drei Seiten
der oben genannte südwestliche Arm des Seelitzer
Bachs.
Im Süden der Pferde-Berg. Hier entspringt der südöstliche Arm des Seelitzer Bachs. Östlich davon befinden sich die drei
Fluren „Der Pottack“, Steingrund“ und „Die Gurren“.
Fast genau 1 km weiter südlich der höchste Berg der Landgemeinde, der „Hohe Lipping“, 137,3 m ü.d.M. Er liegt auf der Grenze zur
Landgemeinde Beßwitz. Keine 500 m weiter
Nord-Nordöstlich der Enten-Berg
Im Norden und Osten der Gemeinde sind keine namhaften Berge.
Während der westliche Gemeindebezirk und der Norden unbewaldet
sind, befindet sich im Süden und Osten der große Seelitzer
Forst, der an den Brünnower Forst grenzt, der sich
anschließend nach Osten erstreckt. Im Süden schließt sich nahtlos der Beßwitzer Forst an
Die alte Seelitzer Schule am 15.6.2010. Foto: Hans-Ulrich Kuchenbäcker
„Vierpott“
in Seelitz (1989) . Foto: Dietrich Kunde
Der letzte Grabstein auf dem Seelitzer Friedhof.
Gutsinspektor Zoske.
Foto: Dietrich Kunde
Literaturverzeichnis und
Quellennachweise:
1. Fragebogenaktion 1981 des Heimatkreises Rummelsburg, durchgeführt von
H.U. Kuchenbäcker: Bericht von Horst Nimz.
2. General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Norddeutschen Bunde.
II. Provinz Pommern. Damitz und Zoller, Berlin 1870.
3. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern
(Niekammers Landwirtschaftliche Adreßbücher,
Band I). Leipzig 1939, S. 281.
4. Angaben von Dietrich Kunde (Eltern aus Seelitz
gebürtig).
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Erstellt von Jürgen Lux - Letzte Aktualisierung: 06.08.2020