Heimatkreis Rummelsburg in Pommern



Die Pfarrkirche in Bartin, Kr. Rummelsburg

Die heutige Kirche entstand ab der Mitte des 16. Jahrhunderts in drei Abschnitten, zunächst im spätgotischen Stil. Der anfangs einschiffige Bau (ältester Teil des Kirchenbauwerks) besteht im unteren Teil aus Naturstein, im oberen aus Ziegeln. Der nach Osten ausgerichtete Chorraum ist dreiseitig geschlossen.

Der quadratische Turm mit seinen flachbogigen Schallöffnungen wurde im 17. Jahrhundert auf der westlichen Seite angebaut. Die Wetterfahne trägt das Jahr 1739. Der Turm hat einen achteckig gestalteten Helm. In dieser Zeit wurde auch die Kirche um zwei Seitenschiffe erweitert. Ihre heutige Gestalt hat sie seit den Jahren 1864/65, in denen auf der südlichen Seite zwei Joche, das heutige Presbyterium sowie eine Seitenkapelle mit Treppengiebel und Vorhalle angebaut wurden. Über dem Chorraum befindet sich ein Tonnengewölbe, über der Kapelle ein Kreuzgewölbe. Fenster und Türen sind durch gleichmäßige Spitzbögen gekennzeichnet. Um den ganzen Bau zieht sich unter dem Dach bzw. Hautpgesimse ein Fries. Es wird von Ziegelsteinen gebildet, die über Eck gestellt sind. Er heißt nach seiner Form Sägefries oder deutsches Band. Auffällig ist, daß er in Bartin aus 4 Steinschichten übereinander besteht. In dieser Breite ist er selten und kommt nur am Ausgang des Mittelalters vor.

Den Kern des gestreckten Schiffs von 8,40 m lichter Weite bilden die vier westlichen Joche, mit Strebepfeilern besetzt, im Inneren eine Balkendecke. Diese ist mittels zarter Leisten in quadratische Felder aufgeteilt. Es sind zwei Reihen hölzerner Ständer vorhanden, die vermutlich einmal eingebaut worden sind, um zwei Emporen zu tragen. Das Dach wurde 1998 neu eingedeckt. Der westliche Empore ist rechteckig und wird von zwei Säulen gestützt. Darauf befindet sich die Orgel, die mit 5 Registern ausgestattet und 1965 eingebaut worden ist.

Der Schnitzaltar besteht aus zwei Geschossen. Der Bildhauer Jakob Laue , wohl aus Schlawe, hat in der 2. Hälfte des 17. Jh. diesen frühbarocken Altaraufsatz mit Knorpelwerk und figürlichen Darstellungen geschnitzt. Er hat eine Höhe von 4,20 Meter und eine Breite von 3,20 Meter. Das Hauptfeld (Mittelfeld) zeigte ursprünglich und noch bis Kriegsende den am Ölberg knieenden Christus, dem ein Engel aus den Wolken erscheint. Heute ist hier ein zeitgenössisches Bild der Hl. Anna zu sehen. Die Pfarrkirche "St. Anna" hat ihren heutigen Namen von der Schutzpatronin. Zu beiden Seiten des Hauptfeldes, durch Säulen getrennt, zwei Nischen mit den Gestalten der Apostel Petrus (links) und Paulus (rechts), an den Seiten reich geschnitzte Seitenflügel im Ornament die allegorischen Gestalten der Hoffnung und der Liebe. Die Säulenschäfte sind verziert mit Schnitzereien in Form von Weinranken, im unteren Teil mit Engelsköpfchen. Auf den äußeren Säulenachsen oben befinden sich große, geschnitzte Engelsfigestalten. Auf den Achsen der inneren Säulen befinden sich Skulpturen zweier knieender Engel , von denen einer eine Säule in den Händen hält. Über dem Mittelteil erhebt sich ein Obergeschoß, reich mit geschnitzten Figuren bestückt, in der Mitte Christus mit der Weltkugel, in der Staffel das Abendmahl. Auf dem Sims des mittleren Teils sind die Figuren der 4 Evangelisten aufgestellt. Die kleineren Gestalten der Evangelisten im oberen Geschoß wurden vermutlich von der zerstörten Kanzel hierher versetzt. In der Umkränzung in Form einer Aedicula, umrahmt von zwei Säulen, mit vorstehendem Sims und unterbrochenere Spitze, ist eine Christusfigus plaziert, in der Predella ein geschnitztes "Letztes Abendmahl". Der Altar war früher in den Farben Weiß, Schwarz und Gold gehalten. Die ganze Altarfläche, die Konstruktionselemente, Hintergründe, Säulen, Gestalten und Seitenflügen wurden im Laufe der letzten Jahrzehnte mehrmals mit Ölfarbe oder Gold- und Silberimitaten übermalt. Eine Restaurierung dieses wertvollen historischen pommerschen Schnitzaltars ist dringend erforderlich. Der Weihwasserstein wurde aus einem schlanken Findling hergestellt. In der Sakristei an der Südseite befindet sich ein älterer Ofen, in dessen unterem Teil zwei Gußeisenplatten, davon eine mit der Jahreszahl 1748.

Evang. Pfarrerliste: Jacob Gaers (1577 in Bartin ordiniert)); Thomas Hopke (+ Bartin 1637); Kaspar Berger (aus Ungarn stammend, + Bartin 1650); Daniel Berger (bis 1658),; Wenzeslaus Alberti (aus Mähren, bis 1693); Jacob Paulanus I (1694-1727); Jecob Paulanus II (+ 1749); Daniel Krohne (1750-75); Georg Ernst Dahlke (1777-1817); Johann Friedrich Wehrmeister ( bis 1863); Gustav Traugott Belling (1863-91); Ernst Tessendorf (1892-1909); Dr- Joachim Buchholz ( bis 1928) und Obgartel (1929 bis 1945). Sie alle dienten dem einen Gott, ebanso wie die katholoschen Pfarrer nach 1945. Heute ist Anton Zielinski katholischer Pfarrer der Gemeinde.

Bartin war jahrhundertelang der Mittelpunkt des ersten Besitzes der Familie Massow im Kreis Rummelsburg, ein Kirchdort, zu dem die Ortschaften Bartin, Barvin, Brünnow, Woblanse, Wusseken und das spätere Seelitz eingepfarrt waren.


Wappen der Familie von Massow
Wappen der Familie von Massow


Die erste urkundliche Nachricht datiert vom Jahre 1285, in dem Hinricus de Massow eine Tochter des Grafen von Gützkow heiratet und damit die 6 Dörfer Bartin, Barvin, Brünnow, Seelitz und Woblanse, alle im Kreis Rummelsburg gelegen, mit Wusseken als Brautschatz erhält. Er ist der Sohn des Conradus de Massow, der als Stammvater des Geschlechts gilt , um 1240 mit anderen deutschen Adligen nach Pommern kommt und sich in Stadt und Burg Massow ansiedelt. Durch seine Heirat tritt er in verwandtschaftliche Beziehungen zu einer der führenden, mit mit dem pommerschen Herzogshaus versippten wendischen Adelsfamilie. Im Lehnsbrief der Massow von 1478 wurde Bartin erstmals genannt und als Besitz der Massow bestätigt. Es wurde Hauptsitz der Familie und sogar Gerichtsstand für Rummelsburg. Hier in Bartin befanden sich im 16. Jh. nachweislich die Folterkammer und die Folterwerkzeuge. Das Herrenhaus ist ein zweigeschossiges langgestrecktes Gebäude mit betontem Mittelteil.

Die Kirche in Bartin/Pommern, fr. Kreis Rummelsburg



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Erstellt von Jürgen Lux und Hans-Ulrich Kuchenbäcker. Letzte Aktualisierung: 15.11.2008